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19.1.4 Natriumlaurylsulfat

Natriumlaurylsulfat – auch Natriumdodecylsulfat beziehungsweise E487 genannt – ist ein kostengünstiges aus Kokos- oder Palmöl hergestelltes Tensid, welches maßgeblich in Reinigungsmitteln und Kosmetik eingesetzt wird. In medizinischen Produkten wird es zur Bildung von Emulsionen und Verbesserung der Löslichkeit anderer Substanzen oder auch als Schmier- bzw. Poliermittel bei der Herstellung von Tabletten und Kapseln verwendet (siehe auch Kapitel 23.3). In Lebensmitteln, die außerhalb der Europäischen Union produziert werden, kann es ebenfalls vorkommen. (511) Auch als Pestizid und Herbizid findet es Anwendung in der konventionellen Landwirtschaft, wohingegen die Verwendung im biologischen Anbau untersagt ist. (512)

Natriumlaurylsulfat ist vor allem dafür bekannt, zu lokalen Hautreizungen zu führen, was auf die Störung der Zellmembranen und die Konformationsänderung von Proteinen zurückzuführen ist. Die Hautirritationen äußern sich im Rahmen von Hautrötung und einem stechenden, brennenden und juckenden Empfinden, was allen voran Kinder, aber auch Menschen mit gestörter Hautbarriere betrifft. Eine Verschlimmerung der Reaktion kann in Kombination mit den Trägerstoffen Benzoesäure, Bronopol, Cetylstearylalkohol, Chlorkresol, Parabenen und Lanolin auftreten. (513–515) Die EMA schlug im Jahre 2017 aufgrund dieser bekannten vielfältigen Wirkungen einen Grenzwert von 0 % für die äußerliche Anwendung vor. (516) Gängige Konzentrationen sind hingegen 0,2 % in Cremes bis hin zu 25 % in Shampoos. (514)

Neben Studien, welche die äußere Hautverträglichkeit betreffen, liegen maßgeblich Untersuchungen zur Verträglichkeit von Natriumlaurylsulfat im Mundraum vor, da Zahnpflegeprodukte häufig diesen Inhaltsstoff gelistet haben. Dabei stellt sich die Datenlage wie folgt dar: Zum einen treten rezidivierende orale Aphthen häufiger unter dem Einsatz von Natriumlaurylsulfat-haltigen Hygieneprodukten für den Mundraum auf, da die orale Schleimschicht geschädigt und so das darunter liegende Epithel angreifbar wird. Ein systematischer Review aus dem Jahr 2019 bestätigt, dass die Anzahl von Mundgeschwüren, die Häufigkeit und Dauer des Auftretens und die aufgrund von Ulzera bestehenden Schmerzen unter dem Einsatz von Zahnpflegeprodukten ohne Natriumlaurylsulfat signifikant geringer ausfallen. (517,518) Im Rahmen einer weiteren Studie konnte kein signifikanter Unterschied in der Anzahl der Aphten und der Häufigkeit des Auftretens festgestellt werden, sehr wohl jedoch, was die Dauer der Erkrankung und das Schmerzempfinden betraf. (519) Ein Scoping Review aus dem Jahr 2022 weist auf die möglichen Nebenwirkungen von Natriumlaurylsulfat hin, worunter Epitheliolyse, die Reizung oder Entzündung der Mundschleimhaut, Reizung oder Entzündung des Zungenrückens, Geschwürbildung und toxische Reaktionen in der Mundhöhle fallen. (520)

Degenerierende Effekte besitzt Natriumlaurylsulfat nicht nur auf Zellmembranen der Haut, sondern auch innerhalb des Darmes. Hier kommt es zu einer Schädigung der Mikrovilli, welche der Nährstoffaufnahme des Darms dienen. (483) Wie bei anderen Emulgatoren besteht die Gefahr, dass die höhere Durchlässigkeit der Zellmembranen zu einer vermehrten und unselektiven Aufnahme von Stoffen und Toxinen führt.

Für eine Übersicht der Emulgatoren in Nahrungs(ergänzungsmitteln) siehe Kapitel 19.

Emulgatoren: das Wichtigste zusammengefasst

  • Durch Emulgatoren lassen sich stabile Mischungen aus wässrigen und öligen Flüssigkeiten herstellen. Oftmals werden sie eingesetzt, um schwerlösliche Wirkstoffe löslich und damit besser resorbierbar zu machen.
  • Polysorbate – allen voran Polysorbat 80 – sind sehr häufig eingesetzte Emulgatoren in Medikamenten, Nahrungsergänzungsmitteln, Kosmetika und Lebensmitteln, welche nachweislich die Darmschleimhaut schädigen können und das Darmmikrobiom verändern. Negative Auswirkungen auf die Zellfunktionen von Immunzellen und schwere allergieähnliche Überempfindlichkeitsreaktionen sind ebenso bekannt.
  • Die durch Polysorbate ermöglichte erhöhte Aufnahme von Wirkstoffen steigert ebenfalls die Aufnahme schädlicher Substanzen, wie Phthalaten, in den Körper. Dieser Mechanismus kann kaum kontrolliert werden und zu vielen nachteiligen gesundheitlichen Auswirkungen führen. Polysorbat 80 ist zusätzlich in der Lage, die Blut-Hirn-Schranke zu passieren und ermöglicht es Giftstoffen, ins Gehirn zu gelangen.
  • Sojalecithine in hoher Dosierung können ebenfalls die Darmbarriere schädigen. Hier gibt es besonders große Unterschiede in der Qualität der Lecithine. Eine Bio-Zertifizierung ist empfehlenswert.
  • Sorbitanfettsäureester führen in Tierversuchen unter dem Einsatz hoher Dosen zu Organschäden, Blasensteinen und Durchfall, wobei auch allergische Reaktionen möglich sind.
  • Zuckerester von Speisefettsäuren bieten keinerlei gesundheitliche Vorteile und wirken ab einer bestimmten Menge abführend.
  • Natriumlaurylsulfat führt zu Hautreizungen und hat negative Auswirkungen bei chronisch rezidivierenden Aphthen.
  • Die Lebensmittelzusatzstoffklasse der Emulgatoren steht laut EFSA im Verdacht, die Darmschleimhaut und das Darmmikrobiom zu schädigen.

 

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