2.2.3 Quecksilber
Quecksilber ist ein natürlich vorkommendes Metall – durch die Zersetzung von Mineralien in Gesteinen und im Boden aufgrund von Wasser- und Winderosion gelangt Quecksilber in die Natur. Durch industrielle Prozesse wurde der Eintrag in die Umwelt jedoch massiv erhöht (Verbrennung fossiler Brennstoffe, Bergbau, Schmelzprozesse, Müllverbrennung und früher auch ungefilterte Kremation von Menschen mit Quecksilber-haltigen Zahnplomben (Amalgam). Auch der Einsatz von Kunstdüngern und die Einleitung von Industrieabwässern führen Quecksilber in Böden und Wasser. Pilze akkumulieren viel Quecksilber aus dem Boden. Saure Oberflächengewässer enthalten oft große Mengen, da hier auch das Quecksilber aus dem Gewässergrund mobilisiert wird.
Quecksilber kann in anorganischer und organisch gebundener Form vorkommen. Letzteres ist nicht – wie der Zusatz “organisch” vermuten lassen könnte – weniger toxisch. Im Gegenteil: das hochtoxische Methylquecksilber, welches in Fischen, anderen Meeresbewohnern und Algen vorkommt, gehört genau zu dieser Untergruppe. Anorganisches Quecksilber kommt hingegen meist in Obst, Gemüse und Pilzen vor. (70)
Neben der Verordnung für Kontaminanten in Lebensmitteln (Nr. 1881/2006, aktualisiert durch die VO (EU) Nr. 2018/73) ist der Quecksilbergehalt auch über die Verordnung (EG) Nr. 396/2005 über Höchstgehalte an Pestizidrückständen in oder auf Lebens- und Futtermitteln geregelt. Laut Angaben der EU-Kommission sind die betreffenden Quecksilberbelastungen eindeutig auf Umweltkontaminationen – auf Emissionen aus Kohlekraftwerken und Altlasten aus dem Bergbau bei der Edelmetallgewinnung – zurückzuführen. (71)
Der Rückstandshöchstgehalt für Obst und Gemüse wurde im Jahr 2018 von 0,01 mg/kg Quecksilber auf 0,02 mg/kg für Schalenfrüchte sowie 0,03 mg/kg für frische Kräuter angehoben. Im Fisch darf 1 mg Quecksilber pro kg enthalten sein – ein Wert, den insbesondere der häufig verzehrte Thunfisch durchaus erreicht. Bei Verzehr von 80 g Thunfisch (aus der Konserve), die einen Methylquecksilbergehalt von 1 mg/kg Fischkonserve aufweist, wird bei einem Körpergewicht von 60 kg die wöchentliche Höchstmenge bereits zu 80 % ausgeschöpft. Schwangeren und Stillenden wird aufgrund möglicher neuronaler Schäden des (ungeborenen) Kindes offiziell vom Thunfischverzehr abgeraten. (72) Wer also auf Fisch nicht verzichten möchte, nimmt eine höhere Belastung mit dem hochgiftigen Methylquecksilber in Kauf.
Dies kann bei andauernder chronischer Exposition Schäden des Nervensystems, der Nieren, des Herz-Kreislauf- sowie Immunsystems hervorrufen und wie die vorangegangenen Schwermetalle ebenso Schäden der Reproduktionsorgane und Entwicklungsstörungen bedingen.
Die Folgen einer akuten Quecksilberbelastung, wie sie schon mehrfach nach Einnahme schwer belasteter ayurvedischer Nahrungsergänzungsmittel beobachtet wurden, sind Gewichtsreduktion, Durchfall, vermehrtes Schwitzen, Zittern, Taubheitsgefühle und periphere Neuropathien. (60,73)
Für eine Übersicht weiterer Schwermetalle und anderer toxischer Metalle siehe Kapitel 2.