Vitamin-D-Mangel ist einer der weit verbreitetsten Vitaminmängel der Welt. Führende Forscher in diesem Gebiet sprechen in diesem Zusammenhang von einer verdeckten Epidemie, die weltweit jährlich möglicherweise zu hunderttausenden frühzeitigen Sterbefällen führt: In einer großen Meta-Analyse aus dem Jahr 2014 konnte bereits gezeigt werden, dass eine Vitamin-D-Supplementierung die Sterblichkeit um 11 % senkt. (1) Eine in Deutschland durchgeführte Studie kam zu dem Ergebnis, dass allein in Deutschland jährlich rund 18.000 Leben gerettet werden könnten, wenn die offiziellen Stellen sich zu einer allgemeinen Empfehlung von Vitamin-D-Präparaten entschließen könnten. (2,3)
Die Bedeutung des Vitamin D rückte im Zuge der COVID-19-Pandemie nochmals stärker in den Fokus, als zahlreiche Studien aus der ganzen Welt übereinstimmend zeigten, dass das Risiko an COVID-19 zu erkranken und das Risiko eines schweren Verlaufes direkt mit dem Vitamin-D-Spiegel korrelieren. (4,5) Auch hier wird angenommen, dass eine flächendeckende Supplementierung in der Bevölkerung zehntausende, vielleicht hunderttausende Menschenleben hätte retten können. (4–7) Besonders Risikogruppen können durch Vitamin D geschützt werden, wie Versuche in Altenheimen eindrucksvoll gezeigt haben. (8)
Doch nicht nur in Bezug auf Virus-Infektionen zeigt Vitamin D ein enormes Potenzial. Vitamin D3 wirkt im Körper nicht wie ein gewöhnliches Vitamin, sondern wird zu einem Hormon umgewandelt, das etwa 2000 Gene unseres Körpers steuert. Ganz besonders ist es eines der zentralen Steuerhormone des Knochenstoffwechsels und des Immunsystems, hat aber auch weitreichende Wirkungen auf das Nervensystem, den Zellzyklus und viele andere wichtige Bereiche der Gesundheit.
Obwohl Vitamin D vor allem präventiv eingesetzt wird, nimmt seine Bedeutung auch für die Behandlung akuter Erkrankungen zu. Gut erforscht ist unter anderem die Behandlung von Viruserkrankungen und Autoimmunkrankheiten.
Dieser Ratgeber fasst die wichtigsten Forschungsergebnisse der letzten Jahre zusammen, erklärt anschaulich völlig neue Einsichten in den Vitamin-D-Stoffwechsel, umfasst auch aktuelle Kontroversen wie die “Free Hormone”-Hypothese und die Vitamin-D-Rezeptorblockade. Zudem werden sinnvolle neue Diagnoseparameter vorgestellt und praxisnahe Tipps zu Dosierung, Kofaktoren und der generellen Einnahme von Vitamin D gegeben. Den Abschluss bildet eine kurze Zusammenfassung der derzeitigen Forschungen und die Einschätzung führender Vitamin-D-Experten im Zusammenhang mit COVID-19.